Fahrerassistenzsysteme.

Integrierte Sicherheit im Auto.

Mit intelligenten Fahrerassistenzsystemen sicher im Verkehr unterwegs.

Montagmorgen auf der A2 Richtung Berlin. Ein LKW fährt mit knapp 90 auf die mittlere Spur, ohne den Sicherheitsabstand einzuhalten. Die linke Spur ist komplett belegt – Ausweichen ist somit auch nicht möglich. Da hilft nur eins: Bremsen! Und zwar so richtig. Das Auto vibriert, die Warnlichter flackern, die Bremse greift rechtzeitig, sodass die Schnauze des Wagens und das Heck des LKW sich nur noch einen Luftkuss zuwerfen. Das war knapp und ohne Bremsassistent wäre es vermutlich nicht so glimpflich ausgegangen. Fahrerassistenzsysteme können das Fahren nicht nur erleichtern, sondern auch sicherer machen.

Learning by driving: Wie die Technik auf klassische Probleme aus dem Verkehrsalltag reagiert.

Seit Erfindung des Autos hat sich viel getan: Die Autos sind immer schneller geworden, die Straßen immer voller und die Sicherheitstechnik immer komplexer. Knautschzonen, Airbags, Sicherheitsgurte und Co. sind als passive Sicherheitssysteme heutzutage Standard – und sie sind letztlich Lösungen für Probleme, die in jedermanns Fahreralltag auftauchen können. Tatsächlich ist aber natürlich längst noch nicht das Ende der Stoßstange erreicht.

Notbremsassistent, Spurwechselassistent, ESP und Müdigkeitswarner – mittlerweile wird in allen neueren Automodellen ausgefeilte Technik installiert, die das Fahren entspannter und damit sicherer macht. So sollen Kollisionen und Unfälle möglichst vermieden werden. Bei all dem übernehmen die Assistenzsysteme natürlich nicht die Aufgabe des Fahrers – dieser trägt weiterhin die volle Verantwortung. Aber er wird durch seine elektronischen Systeme tatkräftig unterstützt. Am Ende ermöglicht das Assistenzsystem also eine gute Interaktion zwischen Fahrer, Fahrzeug und Fahrumgebung. Und dabei begegnen sie den verschiedensten Herausforderungen im Straßenverkehr und reagieren entsprechend darauf.

Fahrerassistenzsysteme im Überblick.

Sicherlich haben Sie von Bremsassistent, Spurhalteassistent, Müdigkeitswarner und Co. schonmal gehört – vielleicht ist in Ihrem Auto auch der ein oder andere Assistenzsystem integriert. Doch was gibt es eigentlich alles auf dem Markt der Fahrerassistenzsysteme? Der ADAC hat dazu eine Übersicht zusammengestellt. Angefangen bei Assistenten, die das Fahren stabilisieren, über die, die Geschwindigkeit und das Bremsen regulieren hin zu denen, die dem Fahrer helfen, in der Spur zu bleiben.

Stabiles Fahren.

In der Kategorie „Stabiles Fahren“ findet man einerseits den Klassiker: Das Antiblockiersystem, besser bekannt als ABS, verhindert, dass die Räder des Wagens bei einer Vollbremsung verkeilen. Dieses Assistenzsystem gibt es seit 2004 serienmäßig in den meisten Fahrzeugen. Daneben gibt es noch das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP), das sogar elektronische Lenkeingriffe vornehmen kann, sowie die Antriebsschlupfregelung (ASR), die beim Anfahren und Beschleunigen hilft.

Apropos Anfahren: Auch eine sogenannte Berganfahrhilfe kann Ihnen in dem Fall gute Hilfe leisten. Diese funktioniert im Grunde wie eine automatisierte Handbremse und verhindert ein Zurückrollen an Steigungen. Wenn Sie also viel in den Bergen unterwegs sind, kann Ihnen dieser Assistent ein paar Nerven ersparen.

Geschwindigkeit, Bremsvorgang und Abstand.

Geschwindigkeit und Bremsvorgang werden zum Beispiel über den Bremsassistent (BAS) reguliert. Dieser verstärkt bei einer Vollbremsung den Bremsdruck. Automatische Notbremssysteme (AEBS) gehen da noch einen Schritt weiter: Sie erkennen im besten Fall, wenn ein Zusammenstoß droht und können dann eigenständig einen Bremsvorgang herbeiführen. Teilweise wird das Ganze sogar noch mit einem Notbremslicht unterstützt. Dann warnen die Warnblinker des Fahrzeugs den nachkommenden Verkehr automatisch vor der abrupten Geschwindigkeitsreduktion.

Zusätzlich gibt es noch Systeme, die ein zu nahes Auffahren verhindern, indem sie den Wagen abbremsen, wenn der Sicherheitsabstand zu gering wird. Dieses Fahrerassistenzsystem nennt sich Abstandsregeltempomat. Es schützt Sie vor allem davor, auf sehr langsam fahrende Autos aufzufahren. Das sollte natürlich eigentlich durch Ihre eigene Aufmerksamkeit gut verhindert werden – aber manche Situationen sind eben auch für den umsichtigsten Autofahrer nur schwer überschau- und vorhersehbar. In diesen Fällen kann Ihnen ein solcher Abstandsregler schon vieles erleichtern und ein Stück mehr Sicherheit geben.

Wichtig ist allerdings auch hier zu wissen: Auch dieses technische System hat seine Grenzen. So erkennt es zum Beispiel nicht immer Motorräder oder verliert bei schlechtem Wetter manchmal „Sichtkontakt“ – das wird dann in der Regel auch im Display angezeigt. Da geht es dem System also zuweilen ebenso wie dem menschlichen Auge: Es kann dann nicht immer alles „überblicken“. Lassen Sie Ihre menschlichen Sensoren also am besten auch immer auf vollem Empfang – dann unterstützen Sie und Ihr Auto sich gegenseitig.

Spurhalteassistenz-Systeme.

Auch sehr verbreitet sind Assistenzsysteme, die das Spurhalten und -wechseln einfacher machen. Da gibt es zum einen den Spurverlassenswarner, der den Fahrer zum Beispiel über eine Vibration im Lenkrad warnt, wenn er von der Fahrbahn abkommt. Dazu orientiert sich eine Kamera an der Fahrbahnmarkierung. Zum anderen gibt es sogar einen Assistenten, der das Fahrzeug aktiv in der Spur halten kann – dieser nennt sich passend zu seiner Funktion Spurhalteassistent.

Außerdem gibt es Assistenten, die das gezielte Verlassen der Spur überwachen – zum Beispiel beim Überholmanöver oder Abbiegen. Dabei werden Gegenverkehr und andere Verkehrsteilnehmer wie Fahrradfahrer analysiert und das Manöver entsprechend durch zum Beispiel Warnungen begleitet.

Das Problem ist, dass viele Autofahrer den Spurhalte- und Spurwechselassistenten ausstellen – dann kann er natürlich nicht helfen. Also nutzen Sie die technischen Hilfssysteme Ihres Fahrzeugs, auch wenn Sie sich vielleicht erst mal daran gewöhnen müssen. Und auch, wenn es seine Grenzen hat: Tatsächlich funktionieren Spurhalteassistenten nämlich nur auf Straßen, auf denen es eine gut erkennbare Fahrbahnmarkierung gibt – denn daran orientieren sie sich.

Hilfe bei eigener Unaufmerksamkeit.

Es gibt natürlich immer ein paar Leute, die mit dem Auto einfach unvorsichtig unterwegs sind. Aber manchmal sind Menschen auch einfach nur abgelenkt oder unaufmerksam. Das sollte nicht passieren, kommt aber eben doch vor. Und dann ist es umso besser, wenn andere Autofahrer aufmerksamer sind, oder eben Fahrerassistenzsysteme Schlimmeres verhindern.

Gut, wenn man dann technische Unterstützung wie einen Müdigkeitswarner an Bord hat. Dieser soll vor allem Sekundenschlaf vorbeugen – dazu wird zum Beispiel das Fahrverhalten des Fahrers analysiert. Wenn das System darauf basierend eine Übermüdung vermutet, wird ein Warnsignal gegeben und eine Pause empfohlen. Tatsächlich funktionieren die Müdigkeitswarner bei verschiedenen Fahrzeugen unterschiedlich und orientieren sich an verschiedenen Anzeichen. Die Müdigkeitswarnung ist also in der Regel vor allem ein Impuls und kann dazu anregen, in sich hinein zu horchen und im Zweifel öfter Pausen zu machen. Das Ausbleiben der Warnung bedeutet im Umkehrschluss nicht automatisch, dass man noch fit genug ist, weiterzufahren. Und es gibt sogar mittlerweile eine Alkoholwegfahrsperre, die dann greift, wenn der Fahrer zu alkoholisiert zum Fahren ist. Dies wird über einen klassischen Atemtest überprüft. Fällt dieser Test positiv aus, verhindert die Technik das Starten des Motors.

Hindernisse im Verkehr: Ausweichhilfen.

Egal ob größere Steine, vom Transporter gefallene Güter oder angefahrene Tiere – gerade bei höheren Geschwindigkeiten können Fremdkörper auf der Fahrbahn schnell zur Gefahr werden. Vor allem, wenn man sie nicht rechtzeitig sieht. Ein sogenannter Ausweichassistent kann in einer solchen Situation sehr hilfreich sein. Tatsächlich ist er so was wie ein Add-on des oben beschriebenen Notbremsassistenten, das besonders bei einem Fahrtempo über 50 km/h hilft. Das bedeutet, der Ausweichassistent hilft in den Fällen, in denen eine Notbremsung nicht mehr möglich ist.

Das Ausweichmanöver wird dann natürlich nicht eigenständig durchgeführt – vielmehr unterstützt der Ausweichassistent den Fahrer lediglich bei der Lenkung, sodass er am Ende den bestmöglichen Fahrweg einschlägt.

Assistenz bei schlechten Sichtverhältnissen.

Nicht zuletzt können natürlich auch schlechte Sichtverhältnisse – insbesondere bei Nacht – ein Gefahrenpotenzial bergen. Für nachtblinde Fahrer kann es sinnvoll sein, eine Nachtsichtbrille zu tragen. Darüber hinaus gibt es mittlerweile auch ins Auto eingebaute Nachtsichtassistenten, die mit Wärmebild- oder Infrarotkameras arbeiten. Auf einem Bildschirm kann man dann schemenhaft die Straße vor einem sehen und im besten Fall rechtzeitig erkennen, wenn ein Tier droht auf die Straße zu rennen oder ein Fußgänger am Straßenrand steht. In der Regel werden dann auch entsprechende Warnungen im (Head-up-)Display des Fahrzeugs ausgespielt.

Generelle Unterstützung für mehr Sicherheit.

Neben den genannten Fahrerassistenzsystemen, die die gesamte Fahrt überwachen, um in unvorhersehbaren Gefahrensituationen einzugreifen, gibt es auch Assistenten, die nur in ganz bestimmten Fällen zum Einsatz kommen. Einpark- oder Überholassistenten zum Beispiel. Sie helfen, in unübersichtlichen Situationen und schützen dabei Fahrer oder andere Verkehrsteilnehmer.

Selbiges gilt für den Totwinkelassistenten, der beim Spurwechsel oder Abbiegen warnt, falls ein anderes Auto oder ein Fahrradfahrer von hinten kommt. Das geschieht zum Beispiel über eine entsprechende Anzeige im Display oder Außenspiegel oder auch über ein akustisches Warnsignal. Letzteres ist vor allem sinnvoll, wenn man das Display wegen der ungünstig stehenden Sonne nicht gut erkennen kann oder der Außenspiegel verschmutzt ist. Aber Achtung: Auch hier können Sie sich nicht ausschließlich auf den Assistenten verlassen – machen Sie immer auch noch den berühmten Schulterblick, um ganz sicher zu sein.

Ein weiteres Nice-to-have ist die sogenannte Verkehrszeichenerkennung. Verfügt Ihr Auto über eine solche, dann erkennen Kameras Schilder am Straßenrand und können zum Beispiel Tempolimits im Display des Fahrzeugs anzeigen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Schilder ungehindert von den Kameras erfasst werden können.

Moderne Autos: Mit Sicherheit technisch unterstützt.

Neuere Wagen verfügen in der Regel über ein ganzes Set an Fahrerassistenzsystemen. Und das ist auch gut so, denn es unterstützt die allgemeine Sicherheit im Straßenverkehr. Vorausgesetzt, alle Fahrer aktivieren ihre Helferlein und verlassen sich nicht ausschließlich auf sie. Übrigens: Neben den bereits obligatorischen Fahrerassistenzsystemen müssen ab Sommer 2022 sukzessive noch weitere verpflichtend in neuen Fahrzeugtypen und bei Erstzulassungen eingebaut werden.

Fahrzeugsicherheit ist ein komplexes Themenfeld, in dem viel in Bewegung ist. Wir können also gespannt auf viele Weiter- und Neuentwicklungen in der (nahen) Zukunft sein. Bleiben Sie dran und fahren Sie (immer) sicherer.

Eine Frau sitzt in einem Auto und öffnet die Tür.

Das Auto-Leasing.

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Sie wollen aktuell kein neues Auto? Einige Fahrerassistenzsysteme lassen sich nachrüsten.

Ob Sie ein Fahrerassistenzsystem nachrüsten können, hängt zum Beispiel vom Fahrzeugmodell oder -alter ab. Zudem lassen sich (noch) nicht alle Assistenten nachträglich ins Auto einbauen. Relativ einfach und zuverlässig nachzurüsten sind Einparkhilfe, Licht- und Regensensor sowie ein Tempomat.

Das Nachrüsten von anderen Fahrerassistenzsystemen wie zum Beispiel einem Abstandshalter macht das Fahren sicherlich ein Stück weit sicherer. Die nachträglich eingebauten Systeme liefern allerdings teilweise nicht dieselben Funktionen wie die ab Werk verbauten. Daher sind sie in ihrer Funktionalität umstritten. Informieren Sie sich also gut, was in Ihrem Fall sinnvoll ist.

Mehr Sicherheit an Bord.

Fahrerassistenzsysteme machen das Fahren sicherer und können im besten Fall Unfälle verhindern. Mehr Sicherheit an Bord entbindet den Fahrer aber nicht von seiner Verantwortung. Verlassen Sie sich also nicht zu sehr auf die elektronischen Helferlein, sondern fahren Sie nach wie vor umsichtig. Ihre kleinen Assistenten werden Sie dabei angemessen unterstützen.

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