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  • 28.02.2022
  • 7 Minuten

Rallye fahren: Audi-Pilot Carlos Sainz im Gespräch zur Rallye Dakar 2022.

Spektakuläre Strecken, große Herausforderungen und atemberaubende Fahrmanöver – all das gehört zur Rallye Dakar wie das tiefe Reifenprofil. Im Januar 2022 brachte die weltweit bedeutendste Langstrecken- und Wüstenrallye gleich zwei Premieren mit sich: Einerseits war erstmalig Audi unter den teilnehmenden Herstellern vertreten und andererseits war der RS Q e-tron1 des Herstellers mit den vier Ringen das erste serielle Hybridfahrzeug mit elektrisch angetriebenen Achsen, das jemals die Rallye Dakar bezwang.

Einer der Rallye-Piloten im Audi-Stall war der erfahrene Fahrer Carlos Sainz. Im Interview mit unserer Redakteurin Pia Schreiber erklärt er, was der besondere Spirit der Rallye Dakar ist, worauf es bei dem Wüstenabenteuer ankommt und was die Teilnahme an der herausfordernden Tour für ihn persönlich bedeutet.

Copyright: Audi Communications Motorsport

Der „Matador“ stellt sich vor.

Schreiber: Sie tragen den Spitznamen „El Matador“ – wie kam es dazu?

Sainz: Die Antwort darauf ist eigentlich ganz einfach. Als ich 1989 mit dem Rallyefahren startete, war ich der erste Spanier der Championship. Meine Teamkollegen Juna Kankkunen und sein Beifahrer Juha Piironen hielten mich damals noch für ein bisschen verrückt und assoziierten mit Spanien eben gleich Stierkämpfe. Sobald ich den Raum betrat, begrüßten sie mich mit Sprüchen wie „Wie geht’s, Matador?“ und so verbreitete sich der Name dann – auch wenn ich natürlich nie bei einem Stierkampf mitgemacht habe. (lacht)

Schreiber: Nun ja, der Rallyesport ist ja auch eine Art Kampf. Wie sind Sie überhaupt dazu gekommen?

Sainz: Ich habe mich schon in jungen Jahren für Rallyewagen, Motorräder und Co. interessiert. Da war ich so zehn oder elf Jahre alt. Mein Schwager war Rallyefahrer und ich habe ihm immer gerne zugeschaut. Als ich 14 war, fing dann mein älterer Bruder ebenfalls mit dem Rallyesport an. Ich begleitete ihn häufig und half, so gut ich konnte – egal ob tagsüber oder mitten in der Nacht. Ich war immer dabei und meine Begeisterung für den Rallyesport wuchs und wuchs. Als ich dann endlich 18 wurde und meinen Führerschein bekam, war klar, dass ich selber fahren wollte.

Schreiber: Zuerst Ihr Bruder, dann Sie selbst und mittlerweile ist ja auch Ihr Sohn Carlos Sainz junior im Motorsport – genauer gesagt in der Formel 1 – angekommen. Die Affinität zur Geschwindigkeit und zum Rennsport liegt also ganz offensichtlich in der Familie.

Sainz: Na ja, mein Vater wollte eigentlich, dass ich meinen Studienabschluss mache, und war nicht allzu glücklich über meine Entscheidung, professioneller Rennfahrer zu werden. Das war ein schwieriger Moment, aber ich habe es durchgezogen. Unser Verhältnis ist aber immer noch gut (lacht) und er hat es am Ende natürlich akzeptiert.

Schreiber: Das haben Sie sich ja ein wenig von Ihrem Vater abgeguckt. Immerhin wollten Sie auch, dass sich Ihr Sohn erst mal der Schule widmet, nicht wahr?

Sainz: Ja, als er beim Kartfahren immer besser wurde und mit 10 Jahren begann, an wichtigen Wettbewerben teilzunehmen, haben wir eine Vereinbarung getroffen: Solange er trotz der Rennen weiter zur Schule ginge und seine Prüfungen bestand, würde ich ihn, so gut ich konnte, unterstützen. Das war damals eine echte Gemeinschaftsleistung von der gesamten Familie. Er war immer der letzte an der Rennstrecke und der erste, der wieder losmusste, da er am nächsten Montag wieder in Madrid zur Schule ging. Aber als er dann seinen Abschluss machte, hatte er schon die ersten Formel-Rennen gewonnen.


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Fahren am Limit: Rallye Dakar früher und heute.

Schreiber: Sie haben 2006 zum ersten Mal an der Rallye Dakar teilgenommen – ist der Spirit heute noch der gleiche?

Sainz: Die Strecke hat sich natürlich verlagert – früher führte sie durch Afrika, zwischenzeitlich dann durch Südamerika und heute durch Saudi-Arabien. Dennoch ist das Ziel für mich als Fahrer das gleiche geblieben: Beende das Rennen. Es ist eine wahnsinnige Herausforderung für die Teilnehmer. Viele Fahrer schaffen es nicht bis ins Ziel. Man muss dieser Rallye wirklich in jeder Hinsicht mit Respekt begegnen. Sie müssen sich vor Augen halten, dass man einfach zwei Wochen lang ans Limit geht. Das ist eine ganz schön lange Zeit. „Respect the race“ bleibt da die oberste Regel. Wenn man dann ins Ziel kommt, braucht der Körper erst mal noch eine ganze Weile, um runterzukommen und wieder ins normale Leben zurückzukommen. Das kann schon einmal eine Woche dauern, bis man wieder normal schlafen kann. Es ist anstrengend, kompetitiv und stressig, da muss man natürlich richtig gut vorbereitet sein.

Schreiber: Wie bereiten Sie sich denn auf eine derartige Rallye vor?

Sainz: Ich fahre ja jetzt schon eine ganze Weile und mit der Zeit lernt man, was es im Vorfeld braucht und was nicht. In meinem Alter weiß ich genau, wie ich mich vorbereiten muss, um in jeder Hinsicht fit zu sein. Wer bei der Dakar fährt, muss eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen. Ich weiß im Vorhinein, dass es hart wird – also versuche ich, mich bestmöglich vorzubereiten, auch um mit den jüngeren Fahrern mithalten zu können! Also noch mal: Always respect the race! Da muss man mental drauf eingestellt sein. Man kann sich nicht sagen: „Ach, beim nächsten Mal wird es sicher einfacher – da mach ich es dann besser.“ So funktioniert das nicht. Diese Rallye wird dich immer extrem fordern und die Wüste darf man niemals unterschätzen.

Schreiber: Wenn Sie fahren, woran denken Sie? Denken Sie überhaupt bewusst nach?

Sainz: (lacht) Oh ja! Man hat zwar ein sogenanntes Roadbook, das einem den Verlauf der Strecke zeigt, aber das beschreibt nicht die exakten Streckenverhältnisse. Beim Rallye-Fahren erlebt man unzählige Überraschungen, auf die man reagieren muss. Da muss man dann wirklich „mit den Augen“ fahren, sonst erlebt man sein blaues Wunder: Da scheint eine Strecke zunächst völlig in Ordnung zu sein und auf einmal muss man einen Riesensprung hinlegen.

Copyright: Audi Communications Motorsport; bei dem gezeigten Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug; dieses wird nicht zum Verkauf angeboten.

Euphorie & Fahrfreude: Carlos Sainz blickt auf viele Jahrzehnte Fahrerfahrung zurück.

Schreiber: Bei all der Anstrengung und den nervenaufreibenden Etappen: Warum fahren Sie bis heute Rallyes? Ist es die Euphorie nach dem Zieldurchlauf?

Sainz: Ach, das frage ich mich ja selbst nach jedem Rennen. Und wenn mich die anderen dann fragen: „Bist Du nächstes Jahr wieder dabei?“, antworte ich nur: „Jetzt fahren wir erst mal dieses Jahr zu Ende, dann sehen wir weiter.“ Die Fragen, die ich mir dann immer stelle, lauten schlicht: „Bin ich noch schnell genug?“ und „Kann ich noch gewinnen?“. Aber natürlich spielen andere Aspekte auch eine Rolle: „Habe ich mich dieses Jahr eher durchgequält?“ oder auch „Habe ich mich gut genug vorbereitet?“. Solange ich all diese Fragen noch positiv beantworten kann, komme ich zurück. An dem Tag, an dem die Antworten nicht mehr positiv ausfallen, sollte man aufhören.

Schreiber: Sie blicken auf eine lange Rennkarriere zurück, was sind die schönsten Erinnerungen?

Sainz: Das Fahren beschert einem immer wieder schöne Erinnerungen – und manchmal auch harte Zeiten. Aber ich erinnere mich natürlich an viele großartige Dinge, nicht zuletzt meine ersten Siege mit Volkswagen. Mit drei verschiedenen Teams zu gewinnen, ist toll, und ich freue mich nun auf das nächste Jahr mit Audi. Ich glaube, wir haben gute Chancen. Als erstes Team mit diesem besonderen E-Antriebs-Konzept zu gewinnen, wäre natürlich fantastisch. Da liegt eine tolle Herausforderung vor uns.

Copyright: Audi Communications Motorsport; bei dem gezeigten Fahrzeug handelt es sich um das Rallye-Dakar-Rennfahrzeug; dieses wird nicht zum Verkauf angeboten.

Neues Fahrerlebnis mit dem Audi RS Q e-tron. 

Schreiber: Wo wir schon über das neue Auto sprechen: Wie war das Fahrgefühl mit dem Audi RS Q e-tron1?

Sainz: Eine tolle Erfahrung! Die Vorbereitung war natürlich wie immer tough und das Auto für den Wettbewerb fit zu machen, war eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Wir wussten ab Tag 1 der Vorbereitungen, dass das nicht leicht würde – aber das Team hat wirklich unglaubliche Arbeit geleistet. Alle haben sich reingehängt.
Ich muss gestehen, zu Beginn waren wir noch etwas unsicher, was wir erreichen würden. Es war immerhin die erste Rallye mit dem Auto. Ich glaube, wir waren anfangs alle noch ein bisschen nervös, was uns erwarten würde.

Schreiber: Und wie lief es dann am Ende?

Sainz: Es lief von Anfang an wirklich gut! Das Ergebnis ist durchweg positiv und wir haben viele wertvolle Erfahrungen fürs nächste Jahr gesammelt. Ich glaube, nicht viele Teams können eine solche Herausforderung so gut meistern. Wir können alle wirklich stolz auf unsere Leistung sein – insbesondere, weil wir schon einige Tagessiege eingefahren haben. Nächstes Jahr sind wir noch besser.

Auch ein erfahrener Rallye-Pilot ist nicht unfehlbar.

Schreiber: Kommen wir mal zu den eher unangenehmen Momenten des Motorsports. Auch Sie haben in Ihrer Laufbahn schon den ein oder anderen Crash hingelegt. Was macht das mit Ihnen und wie gehen Sie damit um?

Sainz: (lacht) Also zunächst mal versuche ich, schnell zu evaluieren, ob es mir überhaupt gut geht. Bisher hatte ich noch keine größeren Probleme nach einem Crash. Tatsächlich bin ich aber vor allem enttäuscht, weil ich vielleicht einfach zu viel gewollt habe und eine Situation unterschätzt habe. Ich meinte ja schon, dass man bei der Dakar die Augen offen halten muss, weil die Strecke einfach tückisch sein kann.

Schreiber: Also arbeiten Sie vor allem daran, es das nächste Mal besser zu machen?

Sainz: Natürlich. Das bringt einen weiter. Letztlich fragt man sich eben regelmäßig, ob man wirklich das Maximum rausgeholt hat. Die Situationen, denen man auf der Strecke begegnet – ob ein Hügel, eine Kurve oder Ähnliches – sind immer etwas anders als erwartet. Die Tatsache, dass man die Strecke in dieser Form zum ersten Mal sieht, birgt einfach viele Überraschungen. Da muss man einen gewissen Grad an Vorsicht walten lassen. Aber manchmal will man es dann einfach ein bisschen zu sehr – und baut einen Unfall. 

Und nun etwas Persönliches, Herr Sainz …

Schreiber: Eine persönliche Frage zum Schluss: Wie fahren Sie privat?

Sainz: Ich würde sagen: korrekt. (lacht) Im Straßenverkehr gelten schließlich andere Regeln als bei einer Rallye. Und an die halte ich mich. Das ist doch klar.

Schreiber: Und machen Ihnen „normale“ Autos dann noch Spaß?

Sainz: Aber ja! Ich mag schnelle „normale“ Autos. Aber privat hat man ja auch ganz andere Erwartungen: ein verlässliches, komfortables und auf Wunsch auch schnelles Auto. Und ein bisschen schick darf es natürlich auch sein. (lacht)

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